Zum Himmel und den Engeln habe ich wahrhaft sehr oft beim Stricken dieses schönen Tuches beten müssen, bevor der letzte Faden vernäht werden konnte.
Vor längerer Zeit habe ich mir zwei schöne Garne bei einem Besuch bei Catrin im Nachbarort Wipfeld extra für dieses Tuchmuster gekauft. Warum es danach so lange gedauert hat, bis ich die ersten Maschen aufgenommen habe, kann wieder einmal nur an 100 anderen Plänen und Projekten gelegen haben. ;o)
Muster und Wolle ließen sich wunderbar stricken, bis... ja, bis ich an die Abschlusskante kam. Eine sehr schöne und noch nicht häufig gesehene Flechtverzopfung, auf die ich mich im Voraus, unbedarft wie ich war, schon sehr gefreut hatte.
Schnell kam der Tag des freudigen Kantenstrickens und der damit verbundenen Maschenabnahme. Aber Heidewitzka, was hab ich große Augen gemacht. Kurze Reihen, Verzopfung, Garnwechsel und nur in jeder 2. Reihe eine Maschenabnahme! Nach 20 Umdrehungen, das heißt 10 Maschen Abnahme bzw. 20 Reihen Bordüre hab ich das Teil in die Ecke geschmissen und monatelang mit Missachtung gestraft.
Ein lichter Moment der Selbstdisziplin ergriff dann irgendwann von mir Besitz und hat mich weitere 40 Reihen stricken lassen. Nur 20 cm weiter gekommen! Ich sah keinen Fortschritt. Weg mit dem Ding!
Wieder Monate später und erneutem "Es muss doch mal was fertig werden-Eifer", habe ich das Tuch mit in den Urlaub genommen. Was soll ich sagen? Mit Sand zwischen den Zehen und dem munteren Ruf des Austernfischers (Meeresrauschen gibt es leider auf Föhr nicht, außer bei Hochwasser und Sturm) haben mich ein Angelus erhört und den nötigen, inneren Frieden mit dem Tuch geschenkt. Selbst der Drehwurm machte plötzlich Spaß und die unendlichen Maschen wurden unwichtig. Bis...
das Ende des dunklen Garns heranrückte. Irgendwie habe ich es früh geahnt, dass ich nicht auskommen würde, so dass mich diese Tatsache nur für einige Minuten aus der Bahn werfen konnte. Zähneknirschend musste ich für die fehlenden 3 bis 4 Meter Garn nachordern. Nach 2 Jahren ist an eine annähernd identische Partie bei einem handgefärbten Garn natürlich in keiner Weise zu denken. Ich habe es, immer noch innerlich in mir ruhend, schulterzuckend zur Kenntnis genommen.
Man sieht es kauuuum..., mich stört es nicht. Bleibt dennoch die Frage, wie die Designerin mit einer Garnempfehlung von geringerer Lauflänge ausgekommen ist. Egal, für den schönen, überzähligen Strang habe ich schon eine Verwendung geplant. Die neue Färbung ist nämlich noch schöner, als die alte. Und ich würde dieses Tuch glatt noch einmal stricken!
Fazit: Grolle nie eines Musters all zu lange; geht Dir das Garn aus, wird Dir Angst und bange! ;oD